ADHS und Depression

ADHS und Depressionen – wie sie zusammenhängen

Mittlerweile dürfte allgemein bekannt sein, dass ADHS keine Modediagnose ist, die aufgeweckte oder laute Kinder erhalten, sondern eine ernstzunehmende Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung. Personen mit ADHS verarbeiten Umweltreize anders, was zu Unkonzentriertheit, Hyperaktivität und Impulsivität führt. Weniger bekannt ist hingegen, dass bei ADHS psychische Erkrankungen häufiger auftreten als in der allgemeinen Bevölkerung, insbesondere Depressionen treten oft gemeinsam mit ADHS auf.

ADHS verschwindet nicht – ADHS im Erwachsenenalter

Nahm man bis in die frühen 2000er Jahre noch an, dass sich ADHS nach Auffälligkeiten im Kindes- und Jugendalter bei Erwachsenen „verwächst“, ist heutzutage medizinischer Konsens, dass sich die Symptome verändern können, aber ADHS bestehen bleibt. Die grundsätzlichen Symptome sind im Erwachsenenalter dieselben wie bei Kindern. Allerdings ist die Hyperaktivität oft eine unterdrückte, die Betroffenen beschreiben eine innere Unruhe, durch die sie sich auf nichts konzentrieren können.

Viele Erwachsene, die bisher noch nicht diagnostiziert wurden – bei Mädchen und Frauen ist das besonders oft der Fall – suchen die Schuld für ihre Unkonzentriertheit, ihre Unterbrechungen und ihre Sprunghaftigkeit bei sich. Erst die Diagnose ADHS hilft dabei zu verstehen, dass einerseits die Wahrnehmung und die Verarbeitung im Gehirn anders funktioniert und andererseits ADHS auch ein Potential an Kreativität und Flexibilität mit sich bringt, das nicht unterschätzt werden darf.

Warum treten ADHS und Depressionen gehäuft zusammen auf?

Es scheint einerseits genetische Faktoren dafür zu geben, dass ADHS und psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen gemeinsam auftreten. Andererseits dürfte es auch damit zusammenhängen, dass Personen mit ADHS oft über ein geringeres Selbstwertgefühl verfügen, da sie viele Kränkungen und Zurückweisungen erlitten haben und von Kindheitsbeinen an gesellschaftlichen Erwartungen wie dem Stillsitzen und längerer Konzentration nicht gerecht werden konnten. Eine erhöhte Sensibilität und eine verringerte Resilienz tragen dazu bei, dass Krisensituationen und Überlastungen schneller zu einer Überforderung und möglichen psychischen Folgeerkrankungen führen.

Oft ist die erste Verdachtsdiagnose Depression, erst danach wird ADHS diagnostiziert. Die Depressionen können dadurch verstärkt werden, dass ADHS nicht erkannt oder nicht ernstgenommen wird. Das ist in der Regel der Fall, wenn die Schilderungen der Patienten, dass sie selbst gesteckte Ziele nicht erreichen können, sich trotz ihres Willens nicht konzentrieren können etc., nicht ernstgenommen werden. Zugleich kann eine depressive Episode auch die Symptome von ADHS verstärken und sich zusätzlich belastend auswirken.

Anzeichen von ADHS und Depressionen

Für das Vorhandensein von ADHS und Depressionen zugleich gibt es eine Reihe von klinischen Anzeichen:

> verschlechterte Grundstimmung bis hin zu dauerhaft negativer Stimmung

> Abnahme sozialer Grundfertigkeiten und -kompetenzen

> Neigung zu Aggressivität bis hin zu Jähzorn

> Prokrastination, Unfähigkeit zur Handlungsplanung und -durchführung

> Konzentrationsstörungen

> Schlafschwierigkeiten bis hin zu Schlafstörungen

> Hyperaktivität oder innere Unruhe

Für eine klare Diagnose ist es wichtig zu verstehen, welche Symptome über einen längeren Zeitraum hinweg bestehen, ob sie unter Umständen schon seit der Kindheit vorhanden sind und ob diese zu einer Beeinträchtigung in verschiedenen Lebensbereichen führen. Auch ist abzuklären, ob es keine andere Erkrankung gibt, auf die diese zurückführbar sind.

Was bedeutet das für die Therapie?

Da die beiden Krankheitsbilder einander gegenseitig beeinflussen, ist ein multimodaler Behandlungsplan notwendig, der auch die Wechselwirkungen von Medikamenten, Therapieformen, etc. berücksichtigt und daraus weitere Schlüsse zieht. ADHS ist nicht heilbar – das Ziel der Therapie ist es, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und ihre Einschränkungen im Privatleben und im Beruf abzubauen. Da Therapietreue, gewissenhaftes Einnehmen von Medikamenten u.Ä. gerade für Patienten mit ADHS aufgrund von Stimmungsschwankungen und Organisationsproblemen eine große Herausforderung darstellt, ist eine intensive und engmaschige Betreuung üblicherweise notwendig, um langfristige Erfolge zu erzielen.

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